Die Fugger in Glött

Die Grafen Fugger von Glött sind Nachfahren des Anton Fugger (gest. 1560), der die Grafschaft Glött im Jahre 1537 erwarb und von 1550-1560 das unmittelbar von Ihnen befindliche Schloss errichtete. Über Jahrhunderte waren viele Mitglieder dieser Familie im Kirchendienst oder der Politik aktiv. Auch wenn seit 1869 keine Fugger mehr in Glött selbst wohnen, lohnt es doch, zwei prominente Mitglieder des Hauses aus dem 19. bzw. 20. Jahrhundert näher vorzustellen:

Fidel Ferdinand Graf Fugger-Glött wurde 1795 geboren und war Vater von 19 Kindern. In Folge der Ablösungsgesetzgebung nach der Agrarreform im frühen 19. Jahrhundert kam der Graf erstmals in Besitz so großer finanzieller Mittel, dass er immense Summen in die damals immer wichtiger werdende Industrie investieren konnte. So beteiligte er sich an der Baumwollspinnerei und Weberei in Kempten und einer Kunstmühle in Augsburg. Doch damit nicht genug: 1854 gründete er als Alleininhaber in einer ehemaligen Papiermühle in Schretzheim eine Lederfabrik, zu der sich später eine Ölmühle gesellte. Zuvor hatte er schon andere Industriebprojekte angedacht, aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit aber wieder verworfen, so eine Schnellgerberei und eine Zuckerfabrik. Fidel Graf Fugger-Glött hatte sich zwar mit hoher Energie und persönlicher Begeisterung in die frei Wirtschaft begeben, war aber schließlich deren finanziellen Unwägbarkeiten zum Opfer gefallen. Aus diesem Grund verkaufte er 1869 seine Besitzungen in Glött.

Genau 100 Jahre später, 1895, wurde Joseph-Ernst Fürst Fugger-Glött geboren. Wohnhaft in Kirchheim in Schwaben, hatte er sich während und nach dem 2. Weltkrieg in humanitären Projekten hervorgetan, etwas als „Schutzpatron“ der Flüchtlinge. Damit folgte er dem Vorbild seines Vaters. Er war zeitlebens sehr religiös und bewies eine hohe Achtung vor dem Priestertum. Streng katholisch in einer Jesuitenschule erzogen, unterhielt er auch später enge Beziehungen zum Jesuitenorden. Um die Verwaltung der Fugger´schen Güter von der Pike auf zu lernen, absolvierte er ein Landwirtschaftsstudium. Zudem war Fürst Fugger-Glött Teilnehmer am 1. Weltkrieg. Nachdem er einige von dessen Reden gehört hatte, entwickelte er sich schnell zu einem frühren Gegner Hitlers, was er später als „Inneren Widerstand“ bezeichnen sollte.

Seit der Weimarer Republik lebte Fürst Fugger-Glött zurückgezogen aus Politik und Weltgeschehen nur für die Verwaltung seiner Güter. Dass dies eigentlich ein Fehler war, erkannte er zu spät – nach seiner Ansicht hätte man den Nationalsozialismus sogar verhindern können, hätten sich alle Menschen von seinem Rang und Einfluss beizeiten mit aller Kraft für die Demokratie eingesetzt.

So hatte er sich zunächst nur darauf beschränkt, jede Zusammenarbeit zu verweigern, schloss sich aber später den Planungen zu einer Absetzung Hitlers an (Umkreis der Attentäter vom 20. Juli 1944 um Graf Stauffenberg). Dafür wurde er von der NSDAP als „national unzuverlässig“ erklärt. Zeitweise trug er sich sogar mit Gedanken an eine Auswanderung nach Afrika, blieb aber schließlich doch in Schwaben, wo er das Netzwerk des Widerstands weiter verdichtete. 1944, nach der Hinrichtung Stauffenbergs und seiner Mitwisser, wurde Fürst Fugger-Glött verhaftet, nach Berlin verschleppt und schließlich vor den Volksgerichtshof gestellt. Durch eine geschickte Verteidungsstrategie kam er vergleichweise glimpflich mit einer Gefängnisstrafe davon. Nach seiner Befreiung durch die Alliierten gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der CSU und war den Rest seines Lebens aktiv in der Lokalpolitik, dem Naturschutz und dem Kultur- und Sozialwesen tätig